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Часть 4.

5. Die Grammatik: emanzipatorischer Anspruch

Der Ort der drei Instanzen war im 17. Jh. zentral. Darin ist unser Jh. nach dem linguistic turn dem Age d'or durchaus verwandt. Es ist trivial zu sagen, auch wir seien ьber die Grammatik nicht hinausgekommen. Aber GRAMMAIRE sowie LOGIQUE sind nicht etwa Vorlдufer der 'Generativen Grammatik' von Noam Chomsky. Die Affinitдten sind zwar offenkundig. Aber weder GRAMMAIRE noch das Corpus der Sprachtheorien des 17. Jh. kцnnen als Linguistik bezeichnet werden. Wir haben es mit einer Sprachexplikation zu tun, die folgende Merkmale aufzeigt. 1) GRAMMAIRE ist nicht mehr am konkreten, partikulдren Sprachgebrauch orientiert. Reprдsentant dieser Sprachauffassung war Claude Favre de Vaugelas (ders.: Remarques). GRAMMAIRE richtet sich auch nicht nach dem Kanon des hцfischen Sprachgebrauchs. 2) GRAMMAIRE geht zwar beobachtend und quasi empirisch, durchwegs vom partikulдren Sprachgebrauch aus; sie nimmt das linguistische Faktum in seiner Besonderheit in den Blick. 3) GRAMMAIRE steigt dann aber auf zur systematischen Begrьndung dafьr, weshalb einer so oder so redet, oder sich stets so und nicht anders ausdrьckt. 4) Als innovative, zukunftsweisende Theorie erschliesst GRAMMAIRE neue Sprachzusammenhдnge. Sie ist raisonnйe, weil sie den ьblichen Sprachgebrauch prinzipiell begrьndet. Sie ist gйnйrale, weil sie vom partikulдren Sprachfaktum, dieses rechtfertigend, zu Prinzipien aufsteigt, die sich dann fьr alle Sprachen als pertinent und verbindlich erweisen. (Tsiapera: Grammar).

Um diesen Uebergang und Aufschwung zu legitimieren, braucht es ein Kriterium. Es ist die Verknьpfung von raisonnйe und gйnйrale. GRAMMAIRE hebt nдmlich die partikulдren Sprachfakten auf die Ebene der Evidenz. Aus Beliebigkeit und blosser Konventionalitдt entlassen, wird das Sprechen den Lernenden im Akt des Studiums der GRAMMAIRE in seiner zwingend-vernьnftigen gesetzlichen Geltung evident. Den Ausschlag gibt letztlich das 'Sagen-Wollen' des sprechenden Subjekts. Es erhдlt kraft dieser Gesetzlichkeit einen hohen Grad von Zuverlдssigkeit und Konstanz. GRAMMAIRE begrьndet eine rationale Diskurslehre, die die kommunikative Gestalt der einen Vernunft angenommen hat.

6. Grammatik und Logik: Archive der Transformation

An diesem Punkt lдsst sich nun die Nachbarschaft der Grammatik zur Logik ьberzeugend nachweisen. Die Merkmale der LOGIQUE sind die folgenden. 1) Es ist der LOGIQUE nicht mehr – wie noch der Scholastik – nur um die rein formalen Regeln der Schlьsse und ihrer verschiedenen Figuren zu tun. «Ohne Zweifel sind meine Regeln die eigentlichen Regeln und mьssen einfach, naiv, natьrlich sein, so wie sie es tatsдchlich sind. Vernunftschlьsse kommen nicht durch barbara und baralipton zustande.» (Pascal: L'art de persuader, [Mesnard] 428). 2.) Die sprachliche Produktion setzt die abstraktive Tдtigkeit des Geistes voraus. Die Scholastik interessierte sich primдr fьr die von dieser Tдtigkeit erzeugten Produkte, die entia rationis oder intentiones secundae, wertete sie aber gegenьber den Realia drastisch ab. LOGIQUE richtet nun ihr Augenmerk auf die dem Geiste immanenten Operationen. «Die Menschen sind nicht dazu geboren, um ihre Zeit dafьr zu verwenden, Linien zu vermessen, Winkelproportionen zu untersuchen, die verschiedenen Bewegungen der Materie zu betrachten. Ihr Geist ist zu weit, ihr Leben zu kurz, ihre Zeit zu kostbar, um sie an solche Kleinigkeiten zu verschwenden. Sie sind vielmehr dazu verpflichtet, gerecht, ausgeglichen, urteilssicher und vernьnftig zu sein und zwar in allen ihren Diskursen, in allen Handlungen und in allen Lebensangelegenheiten; darin sollen sie sich vor allem ьben und bilden.» (LOGIQUE, zit. Logik, [Axelos] 3, von mir korrigiert). Und programmmatisch bereits in der GRAMMAIRE: «... man kann die verschiedenen Arten von Bezeichnungen, die in den Wцrtern eingeschlossen sind, nicht richtig vestehen, wenn man zuvor nicht verstanden hat, was sich denn in unserem Geiste abspielt...». (GRAMMAIRE, [Brekle] 27). 3) Um diese Operationen angemessen zu beschreiben und adдquat zu erklдren, arbeiten die beiden Grammatiker und Pдdagogen ein einmaliges Theoriestьck innerhalb der Grammatik heraus, die Zeichentheorie. Sie verbindet die Grammatik mit der Logik. Diese gibt den Legitimationsgrund ab fьr den Anspruch der Universalitдt; sie erhebt das Zeichen zum Trдger einer doppelten Reprдsentation: Vom Wort bzw. Wort-laut zur Idee und von der ihrerseits als Zeichen konzipierten Idee zu der gemeinten, bezeichneten und schliesslich begriffenen Sache. So folgert Milka Ivic: «In this book the basic principle of the 'Port-Royalists' was very strikingly expressed: grammatical norms should conform as far as possible to the demands of logic; logic is single universal, and common to all mankind; thus it is possible to construct a universal grammatical theory which would suit the essence of the languages in the world.» (Ivic: Trends).

GRAMMAIRE wie LOGIQUE sind bedeutsame Etappen im Strom der permanenten Transformationen, denen Grammatik wie Logik – trotz ihrer grundsдtzlichen, naturhaften Konstanz – unterworfen sind. GRAMMAIRE wie LOGIQUE bilden zusammen mit den Sprachtheorien von 17. bis zum 20. Jh. das «Archiv ihrer Transformationen» (Foucault: Introduction, 733).

GRAMMAIRE und LOGIQUE besetzen in diesem Archiv einen eminenten Ort. Er ist durch eine dreifache Techne markiert: 1) die symbolische, 2) die mythische und 3) die цkonomische.

1. Die symbolische Technik ist nichts anderes als die zeichengestьtzte Sprachtheorie. Sie stellt sich in zweifacher Konfiguration dar. Einmal als rational, evidenzhaltig und deshalb zwingend, allgemein und kommunikationswirksam; der partikulдre Sprachgebrauch wird auf allgemeine Prinzipien zurьckgefьhrt; der Geltungsanspruch ist einlцsbar unter Menschen, die am gleichen Sprachgeschehen teilhaben. Durch vernunftgestьtztes Argumentieren erzwingen sie Verstдndigung und schliesslich freiwillige Zustimmung. Zum andern als suasorisch, weil es im Leben nun einmal Sachverhalte gibt, denen es an Evidenz fehlt, und die rational nicht zwingend zustimmungspflichtig gemacht werden kцnnen noch dьrfen. Die hiefьr zustдndige Technik ist die Rhetorik. Darauf ist gleich einzugehen.

2. Die mythische Technik ist im 17. Jh. durch und durch religiцs-theologisch kodiert. Sie besetzt den sprachlichen Raum mit den Diskursen der Technik des Selbst; diese hat im 17. Jh. den Namen Spiritualitдt. Spirituelle Technik wird vom Subjekt als dessen intimer Lebensvolllzug realisiert. Durch Selbsttechnik soll das Subjekt ein anderes werden. Spiritualitдt bedeutete die tief in die seelisch-leibliche Verfassung des Menschen eingreifende Arbeit am Selbst. Sie besteht darin, sich von den weltlichen Lьsten: plaisirs du monde, plaisirs confus (Malbranche: Traitй de l'amour de Dieu, 90) abzukehren und sich den geistlichen Lьsten zuzuwenden: den plaisirs йclairйs; oder concupiscentia sancta, wie Augustinus in De spiritu et littera 4 formuliert und Malbranche (ib.) zitiert. Die mythische Technik ist identisch mit den Autoritдtsargumenten; sie vermittelt nicht Evidenz, aber moralische Gewissheiten, dass Streben und Begehren nicht ganz vergeblich sind.

3. Die цkonomische Technik besetzt den Sprachraum politisch. Was bedeutete dies im 17. Jh.? Es bedeutete, dass der Sprachgebrauch hergeleitet und legitimiert wurde von den Gesetzen und Brдuchen, die der Hof diktiert. Es war jener Gebrauch von Sprache, den die auf Paris beschrдnkte Adelsgesellschaft verinnerlichte, die der honnкte homme verkцrperte, die ihre letzte Instanz im absolutistischen Herrschertypus, also in Ludwig XIII. und Ludwig XIV., fand.

7. Rhetorik:Ausgrenzung und Entgrenzung

7.1. Ort und Funktion der Rhetorik in GRAMMAIRE und LOGIQUE

GRAMMAIRE setzt sich eher nur beilдufig mit der Rhetorik auseinander. Sie schrдnkt den Zustдndigkeits- und Geltungsbereich des Rhetorischen ein. Auch LOGIQUE macht deutliche Vorbehalte gegenьber dem retorischen Gebrauch, der notorisch darin bestehe, den Diskurs mit hцfischem Stil und Glanz zu schmьcken. Arnault & Nicole apostrophieren die zeitgenцssische Rhetorik als die «Kunst der schlechten (Rede)-Manieren», die die damaligen Gesellschaft beherrschte. Die beiden Logiker holen zu einer veritablen Kritik am Zeitgeist aus, in jenem Zeitgenossen verkцrpert, «der... bei seinen Sinneseindrьcken mit solcher Halsstarrigkeit stehen bleibt, dass er nichts vernimmt, was ihm den Schein zerstreuen kцnnte; der kьhn ьber das entscheidet, was er nicht weiss, was er nicht versteht, was vielleicht niemals jemand verstanden hat; der gar keinen Unterschied zwischen sprechen und sprechen (entre parler et parler) macht oder der ьber die Wahrheit der Dinge nur nach dem Ton der Stimme urteilt» (Logik, [Axelos] 4f).

Es bleibt aber nicht bei blosser Kritik. Das XIV. Kapitel des Ersten Teils entwickelt «wichtige Ueberlegungen». Traditionell in der Rhetorik abgehandelt, werden sie von Arnauld & Nicole nun aber der Logik zugesprochen. Anlass dazu ist das grammatische Verfahren der Nominaldefinition. Die Namensdefinition gilt als die einfachste Sache der Welt sind. Aber der Sachverhalt kompliziert sich, sobald «die Wцrter mehr bedeuten als es scheint» (ib. 85). Diese Wortart hat eine eigentьmliche Schubkraft, erregt Nebenbedeutungen und Zusatzideen: «idйes accessoires». Es gilt nun, den richtigen Umgang mit der Bedeutungsvielfalt, die in der Sprache selbst angelegt ist, zu regeln. Das ist ein zentrales Thema der LOGIQUE.

Bedeutungsvielfalt ist bei Arnauld & Nicole Ausgangspunkt dafьr, die Rhetorik aus dem Inneren des Sprachgeschehens rational herzuleiten. Rhetorik wird erstmals in eine epistemologische Funktion eingesetzt. Diese besteht darin, den rhetorischen Sprachgebrauch auf vernьnftige Regeln zu grьnden. Stil und Ausdruck (lexis) legitimieren sich nicht einfach dadurch, dass man ьberall, vor allem am Hof, so spricht. Auch der rhetorisch-eloquente Sprachgebrauch muss auf allgemeinen Regeln und verbindlichen Prinzipien beruhen. Das gilt aber nicht nur fьr den emotionslosen, nьchternen Diskurs, sondern erst recht fьr die emotionsbesetzte Eloquenz. Eloquenz sei jenes Sprachgebaren, das ьber die denominative Funktion des Sprechens hinausgeht. Die LOGIQUE begrьndet denn auch eloquentes Sprachverhalten, «indem [sie] die Natur des bildhaften Stils aufzeigt, gleichzeitig, wie er zu gebrauchen ist und deckt die wahren Regeln auf, nach der die guten von den schlechten Bildern unterscheidbar sind» (Logik, [Axelos] 17). Die formale Begrьndung betrifft das Sprachmittel des bildlichen Ausdrucks selbst; die massgebliche Begrьndung aber lдuft ьber die Sprechintention und leitet sich vom Umstand her ab, dass mit einem Bild die Bewegung des Gemьts (l'вme) zustande kommt. Die Sprechintention wiederum hat eine doppelte Bedeutungskompetenz. Sie zeigt «ausser der Hauptsache noch die Gemьtsbewegung und Leidenschaft des Sprechenden an». Redeabsicht dabei ist, sich nicht mit der «nackten Wahrheit» zu begnьgen, vielmehr beide Ideen dem Geiste einzuprдgen (Logik, [Axelos] 87). Am Beispiel: Ich sage jemandem: «Sie wissen aber doch genau das Gegenteil von dem, was Sie jetzt sagen.» Das ist die hцfliche Umschreibung der Hauptbedeutung eines andern Satzes, mit dem ich mich auch an dieselbe Person wenden kann: «Sie haben gelogen.» Mitgemeint ist in diesem Sprechakt das, was der Sprecher dem Empfдnger auch noch zu verstehen geben will: «eine Idee (!) der Verachtung und Beschimpfung» (ib. 85). Der Satz (parole) hat nebst dem rein logischen Verstehenseffekt – das Gegenteil von... – den Effekt des Glaublichmachens (elles font croire; Logique [Marin] 130); wer jemandem eine Lьge auf den Kopf zusagt, kьmmert sich nicht darum, ihn zu beleidigen; zudem macht diese Redensart die Worte «ehrenrьhrig und verletzend». So ist es denn die LOGIQUE, die die Rhetorik auf ihren eigentlichen epistemologischen Stand bringt. Sie reflektiert den bildlichen Gebrauch und erzeugt in eins damit ein ganz bestimmtes Ethos. So leitet denn der rhetorische Sprachgebrauch etwa an zum «schonenden Umgang im Tadel und Vorwurf an jemanden» (ib. 86).

Der einfache Sprachgebrauch bezeichnet die «nackte Wahrheit», der bildliche Ausdruck fьgt eine andere Idee hinzu. Bezeichnend fьr die LOGIQUE ist das, was Louis Marin die «Vielfalt ihrer Bedeutungen» nennt (Marin: La critique, 21): sie ist ein Zufallstext, ein Produkt intensiver kommunikativer Zusammenarbeit, ein Text von hoher rationaler Klarheit (Descartes ist im Denken von Port-Royal aber nicht dominant; Chappell: Port-Royal) und ein Manifest der Bildungsabsicht der Autoren und ihres pдdagogischen Pathos'. In die LOGIQUE ist die dem 17. Jh. eigene Rhetorik eingeschrieben. Sie kann folgendermassen charakterisiert werden.

1. Das Rhetorische siedelt sich an im Raum des bildlichen Ausdrucks, der Eloquenz. So weit, so trivial.

2. Diese Sprechweise wird von den Logikern von Port-Royal verstanden als der den Sprecher miteinbeziehende Diskurs. Er nennt sowohl die bezeichnete Sache selbst wie die mit ihr verbundene, vom Subjekt produzierte Vorstellung. Eloquenz zeigt das Signifikat an, sofern es an die Vorstellung des Sprechenden gebunden ist. Arnauld & Nicole folgern – zwar nicht auf dem Stand der Kantschen 'Kritik' –,dass man nur auf diesem Weg die rationale Qualitдt des bildlichen Gebrauchs richtig beurteilen kцnne. Das Verfahren der LOGIQUE ist explikativ-legitimatorisch, im Gegensatz zum herrschenden Sprachgebrauch а la Vaugelas, der empirisch-normativ argumentierte.

3. Stilfiguren wie die «natьrlichen Zeichen» bieten sich an, mit unseren Worten unendlich viele Ideen zu verknьpfen; durch ihre Verbindung zum Bild des Sprechenden und seinen Emotionen lдsst sich auch «ihre Bedeutung differenzieren, дndern, vermindern, steigern» (Logik, [Axelos] 86). Diese traditionell spezifisch rhetorischen Operationen (distinctio, commutatio, diminutio, amplificatio) werden nun von der Natur des Diskurses her, also 'linguistisch', legitimiert. So gewinnen Arnauld & Nicole ein Kriterium des angemessenen Gebrauchs von Bildern und Figuren. Wer nдmlich in reinen Sachfragen, wie etwa in logischen oder mathematischen Abhandlungen Gebrauch davon macht, oder wenn Redner innerhalb ihres Diskurses sich ьber «alles und jedes unterschiedslos erhitzen und sich bei philosophischen Gedankengдngen nicht weniger erregen als anlдsslich der wunderbarsten und fьr das Seelenheil notwendigsten Wahrheiten». Das ruft bei den Hцrern «widerhatьrliche Bewegungen und eine Art Konvulsion» hervor (ib. 87f). Umgekehrt macht einen Fehler, wer in Angelegenheiten, fьr die Rьhrung angemessen ist, den trockenen, langweiligen oder schroffen Ton anschlдgt. Die Begrьndung wirft ein Schlaglicht auf die Mentalitдt des 17. Jh. Weder dem Gesprдchspartner noch sich selbst dьrfe nдmlich «das seelische Ergцtzen», le plaisir de l'вme, vorenthalten werden. Es bestehe darin, Rьhrung zu empfinden. Die prominentesten Mitglieder von Port-Royal schдtzten in der Tat die Freuden der Seele hцher ein als der Erwerb von blossem Wissen (ib. 88). Die systematische Analyse der anthropologisch hochbedeutsamen Wertung von Lust (plaisir) und lustvollen Liebeserfahrung findet sich im eindrьcklichen 'Traitй de l'amour de Dieu', von Nicolas de Malebranche (1638–1715).

4. Es gibt Redewendungen, die nicht einfach die Dinge an sich ausdrьcken, sondern Stimmungen, seelische Verfassungen und charakterliche Dispositionen erzeugen und so das Subjekt markieren. Ueber diese Wirkung der Tropen aber kommt die Rhetorik bzw. die LOGIQUE in Beziehung zur Moral. Der Stil ist einerseits subjektabhдngig, umgekehrt wird das Ethos der Subjekte vom Stil markiert und geprдgt. Der Stil ist ein ausgezeichnetes Mittel zur Dosierung und Moderierung von inneren Bewegungen. Der Sprechende, von seinem Diskurs gleichsam verkцrpert, kann durch Stilverhalten zeigen, «dass er das, wovon er spricht, nur mit Kummer betrachtet und einen Gegenstand der Rede den andern und sich selbst gegenьber verdeckt, soviel er kann» (Logik, [Axelos] 89). Sprachlich-stilistische Gebдrde und Gebrauch werden so zum Kriterium moralischen Verhaltens: lexis enthдlt und erzeugt ethos, wie Aristoteles in seiner Rhetorik bemerkt. Nur solange Zurьckhaltung,Scham und Schonung mit dem Wortgebrauch einhergehen und verbunden sind, ist einigermassen Gewдhr dafьr gegeben, dass nicht nackte Gewalt – die Zwillingsschwester der nackten Wahrheit – das Sagen hat. Die Redefreiheit grьndet letztlich auf dem gewaltfreien, aber emotionshaltigen Raum der Sprache selbst.

Zusammenfassend lдsst sich sagen: die Nominaldefinition ist eine bedeutungsmarkierende Relation. Sie beruht auf Konvention, die ihrerseits neue, begleitende, ьberschiessende Signifikate erzeugt. Von wцrtlichen Signifikanten erzeugt, werden sie aus dem vorstellenden Subjekt hervorgetrieben. Aber der wцrtliche Signifikant kann diese ьberschiessende Bedeutung sprachlich von sich aus gar weder geltend machen noch rechtfertigen. «Das Bezeichnete (der Signifikat) als Vorstellung wird vom Zeichen als Bezeichnendes (Signifikant) ьberholt.» (Marin: La critique, 315). Die Rhetorik wird an diesem epistemologisch heiklen Ort in ihre eigentliche Funktion eingewiesen. Diese besteht darin, die Mechanismen der ьberschiessenden Bedeutungen zu reflektieren, Eloquenz zu legitimieren.

7.2. Persuasion und mimetische Indentifikation

Zu Beginn meiner Ausfьhrungen habe ich auf Persuasion und Mimesis hingewiesen, sie zu den das 17. Jh. charakterisierenden Konstanten gezдhlt. Es hat sich gezeigt: Um die Grundlagen von Grammatik, Logik und Rhetorik zu begreifen, ist es unerlдsslich, «die Vorgдnge in unserem Geiste» nicht nur zu verstehen, sondern auf ihre innere Gesetzmдssigkeit im Hinblick auf die gesamtsprachlichen Produktionen zu prьfen. Den Messieurs von Port-Royal und ihren zahlreichen Anhдngern ging es darum, auf diese subjektimmanenten Vorgдnge Einfluss zu nehmen. Das geschah zweifach.

Einmal dadurch, dass die auf raison und nature grьndenden, eben deshalb mit zwingender Notwendigkeit und nach Gesetzen verlaufenden menschlichen Tдtigkeiten – etwa grammatikgestьtztes und logisch begrьndetes Wissen – grьndlich, wissenschaftlich und mit der gegebenen Klarheit der Darstellung den Lesern vorgestellt wurden.

Zum andern dadurch, dass im Horizont eben dieser rationalen Gesetzmдssigkeit nebst der reinen Wissensvermittlung, aber durchaus in ihrem Gefolge, auf die seelischen Bewegungen, auf die ergцtzliche Seite des Wissens, auf das Ethos und die Willensverfassung sowie auf die Bewegungsrichtung des Begehrens Einfluss genommen wurde. Die Qualitдt dieser Einflussnahme ist durchgдngig persuasorisch, mimentisch und emanzipatorisch. Dazu ist einschrдnkend sogleich festzuhalten: sie ist (noch) nicht aufklдrerisch, zumindest nicht im spдteren Sinn der lumiиres.

Persuasion ist eine mentale, tief in der kommunikativen Praxis der Gesellschaft des 17. Jh. verankerte sozialpraktische Konstante. Sie wird definiert als «a practical mode of thought, aimed at forming or altering public behaviour rather than merely creating plaesure or eliciting conviction, though its practical intent need not imply an absence of either sophistication or complexity. Its aim is not simply to convince poeple to accept an idea but to lure them into acting, to change not merely convictions but also behaviour» (Holifield: Era of Persuasion, 2, zit. in: Lagarde: La persuasion, 28). Dominant ist nicht mehr die sprachimmanent-zeichentheoretische Relation, massgeblich ist die Beziehung der Rede zum Adressaten. Blaise Pascal, der den esprit de gйomйtrie, den Geist der Geometrie zum Massstab allen Denkens nimmt, unterscheidet innerhalb dieser Grundhaltung zwischen einer einfachen und einer komplexen Form. Die einfache Form nennt er justesse: die Kompetenz, ein richtiges Argument zu machen, etwa die Wirkungen des Wassers zu kennen. Die komplexe Form heisst finesse und meint den auf menschliche Verhдltnisse angewandten Geist der Geometrie, gepaart freilich mit ein guten Portion Intuition. Die Wahrnehmung lebensweltlicher, ersichtlich komplexer und oft unentscheidbarer Konstellationen erfordert Finesse. Erfahrungsgemдss also immer dann, wenn diese Konstellationen, wie im Leben meistens der Fall, von Widerfahrnissen, Glьck und Unglьck begleitet sind oder wenn souverдn so oder anders entschieden werden kann. Das universalen Prinzip der finesse gilt nach Pascal zudem fьr Sachverhalte, die immer nur in Verbindung mit der Vorstellung das sind, als was sie von uns bezeichnet werden. Um diese Konstellation von Haupt- und Nebenbedeutung angemessen verstehen zu kцnnen, untersteht auch der esprit de gйomйtrie den rhetorisch-persuasiven Regeln des Glaublich-machens. Wenn es Sachverhalte gibt, die gar nicht anders als vorgestellte prдsentiert werden kцnnen, dann treten rhetorisch-persuasive Regeln in Kraft. Das ist immer dann der Fall, wenn die Vernunft an ihre Grenzen stцsst, nдmlich vor freien Willensentscheiden und vor der Absolutheit Gottes. Zwar ist letztere auch mit suasorischen Mitteln nicht erreichbar, ebensowenig gelingt die erstrebte 'Gottдhnlichkeit' mit mimetisch-identifikatorischer Technik. Dennoch kann der gefallene Mensch der Absolutheit gegenьber gar nicht anders als denkend-suasorisch argumentieren und mimetisch-technisch handeln. Diese unausweichliche Vergeblichkeit aller Bemьhungen ist die tragische Seite des jansenistischen und pascalschen Denkens. Die diesem immanente Rhetorik ist Anleitung dazu, sich an den unerreichbaren Gott zu wenden und nach der nie erreichbaren Vollkommenheit zu streben. Eloquentes Reden ist also das Stigma des sprachbegabten Menschen. Jedes auch noch so hohe Mass an Innerlichkeit, obschon mit jedem Akt des Sprechens intensiviert, ist der Exterioritдt Gottes gegenьber zum Scheitern verurteilt.

In der LOGIQUE prдsentieren sich die Dinge weniger dramatisch. Die beiden Logiker setzen der als unnьtz und als scheinproduzierend apostrophierten Rhetorik die wahre Rhetorik gegenьber. Sie verfдhrt grundsдtzlich so, wie wir es bereits aus GRAMMAIRE und LOGIQUE kennen. Auch die rhetorisch strukturierten Aktivitдten des Geistes mьssen auf ihre innere Gesetzmдssigkeit hin untersucht werden. So wie GRAMMAIRE und LOGIQUE, erreicht auch die Rhetorik ihren wahren epistemologischen Status durch Reflexion auf sich selbst. Sie ist nichts anderes als Besinnung auf die spezifisch suasorische Verfassung des kommunikativen Diskurses, auf die Norm, die fьr diese Diskurse gilt. Norm aber ist nicht etwa, wie traditionell der Fall, inventio oder Suche nach den Fundorten guter Argumente. Es ist vielmehr jene verbindliche, innersprachliche Norm, nach welcher Diskurse so «einfach, natьrlich und klug wie mцglich» sein sollen. (Logik, [Axelos] 17). Ist die Rhetorik selbstreflexiv, dann besteht wahre Rhetorik in nichts anderem als in der grundsдtzlichen Besinnung auf Eloquenz, auf die Bedingungen also, unter denen Eloquenz zwingend wird, obschon sie gerade die erstrebte Zustimmung nicht erzwingen kann und darf

Fьr die drei Solitaires hatte diese Bestimmung der rhetorischen Funktion von Sprache einen erkennbar logischen Hauptsinn. Sie verbanden damit aber ebenso deutlich einen Nebensinn, hegten eine Nebenabsicht. Sie lasteten nдmlich die 'schlechte Rhetorik' dem homo lapsus und seinem missgeleiteten Begehren an, jenem Wollen, das die Eloquenz in ungebьhrlicher Weise aufstachele. Die 'Rhetorik der Welt' ist unvermeidliches Produkt einer gebrochenen Intelligenz, eines perversen Wollens, einer verletzten Integritдt und erzeugt nur falschen Glanz. Ihr steht jene Eloquenz gegenьber, die durch persuasives Reden das Herz des Menschen zu den Freuden an unvergдnglichen Gьtern hinfьhrt, den Willen zum Guten lenkt, das Begehren fьr andere als nur niedere Lьste anzufeuern vermag. Weil dem Menschen jede performative Leistung verwehrt ist, ist er auf die Instanz der Exterioritдt konstitutiv angewiesen. Sie markiert die Vernunft als Ohnmacht, den Willen als Schwдche. Zur Geschichte der ohnmдchtigen und schwachen Vernunft gegenьber der Exterioritдt gibt es ein aufschlussreiches Dokument. Es ist das im Menschen angelegte Sprachvermцgen selbst. Es gehцrt nдmlich zu seiner Geschichte, immer wieder wenigstens den Versuch zu machen, sich der Exterioritдt zu nдhern, sich an das Absolute anzugleichen. Die Instanz dieses misslingenden Gelingens ist die wahre Rhetorik. Sie vermag den Menschen in seinem inneren Gehaben und Verhalten zu beeinflussen und ihn so auf den Weg zum Absoluten zu bringen. Darin erfьllt sich denn auch die Nebenabsicht der Solitaires.

Zwei Schlussbemerkungen

1. Auch unsere Gegenwart ist ganz offensichtlich von Exterioritдt konstituiert. Aber wir erfahren sie unter gдnzlich andern Bedingungen als das 17. Jh. und verbinden deshalb mit ihr ganz andere Namen und Inhalte. Wer wollte etwa leugnen, der Markt sei keine uns дusserliche Instanz? Er funktioniert zwar fьr alle sichtbar, aber zugleich auf weite Strecken blind und fьr die meisten erfahrbar wie von aussen aufgezwungen. Der Markt ist zwar ein Monstrum, aber ein Monstrum, das ganz und gar von den zwischenmenschlichen Beziehungen im Inneren der postindustriellen Gesellschaft produziert ist und eben diese Beziehungen expliziert und ьberwдltigend sichtbar macht. Produkt der Globalisierung und der standortunabhдngigen Kommunikation, steht dem Markt das quasi-gцttliche Prдdikat der Allgegenwдrtigkeit zu. Einen Teil seiner Karriere als Welt-Gott hat er bereits hinter sich. Die von uns produzierten Zustдnde herrschen universal, weil sie rational gesehen zwingend sind. Aber ihre Geltung ist unter den Subjekten innerhalb ein und derselben Nation umstritten. Die vom Markt als der neuen Weltordnung verheissenen Zustдnde erfдhrt die Weltgemeinschaftt wenigstens zur Zeit grossmehrheitlich als unerreichbar, da die Hindernisse ihrer Realisierung beinahe unьberwindbar sind. Der Grund ist ein einfacher: der Mensch selbst erzeugt dadurch, dass er ist, wer er ist, diese Hindernissse laufend selbst. Er ist sich selbst das Hindernis. Doch halten wir uns ans 17. Jh. und achten wir auf die zwar eindrьcklich, aber doch meist vergeblich, weil 'nur' suasorisch argumentierende Wirtschaftsethik. Damals wie heute ist persuasive Eloquenz der Strohhalm, wenn nicht sogar das rettende Floss. Ein schwacher Trost zwar, aber immerhin ein sprachgestьtztes Unterfangen.

2. Eine der historisch gegebenen Voraussetzungen des neuzeitlichen Flдchenstaates ist unbestrittenermassen die Entflechtung von Religion und Staat, von ьberweltlichen Instanzen und innerweltlichen Angelegenheiten. Gerade diese Trennung hat Port-Royal nicht vollzogen, sondern ganz im Gegenteil die volle, letztlich allein massgebliche Prдsenz der Ueberwelt in dieser Welt radikalisiert. Dennoch ist es bis heute ungeklдrt und unaufgeklдrt, ob nicht genau diese Trennung – auch wenn sie unumgehbar war und nicht mehr rьckgдngig zu machen ist – nicht doch ihre unverwischbaren Spuren gerade im Antlitz der heutigen Gesellschaft hinterlassen hat. Es ist die Spur unserer Vergangenheit, der Schatten einer uns begleitenden Erinnerung, der stete Stachel in Gestalt eines ununterdrьckbaren Wunsches nach irgendeiner Form von trotzig lebbarer Kontingenz, von glьcklicherer Zukunft, von entgrenzter Endlichkeit.

Aus dem Entwurf der Grammaire gйnйrale et raisonnйe ergibt sich in diesem Zusammenhang eine bedeutsame und hochaktuelle sozialgeschichtliche Folgerung. Port-Royal entfaltete auf wissenschaftlicher Grundlage die Realutopie einer allen Sprachen gemeinsamen Grammatik (gйnйrale); Port-Royal praktizierte die persuasiv-mimetischen Rhetorik. Sie intendierte eine mцglichst nachhaltige Einflussnahme auf das Gemьt. Sie grьndete nicht auf Herrschaft oder blinder Autoritдt, sondern auf Unterscheidung der Geister und auf der Technik der Spiritualitдt. Die Persuasionsrhetorik war darauf angelegt, dass der Hцrer des schlichten Diskurses bei sich selbst das hцrt, was ihm der andere sagt; sie zielte darauf ab, im Menschen die mimetische Fдhigkeit des Zeichenempfangens und -lesens auszubilden. Jean de la Bruyиre (1645–1696) nennt das den esprit de conversation: den andern selbst finden lassen, was man ihm gerne beibringen mцchte.

Was also war Port-Royal? Ein Laboratorium der psychologischen, wissenschaftlichen und religiцsen Interaktion. Das bezeugt der dort praktizierte bewundernswerte kommunitдre Lebensstil. Das wird augenfдllig in der Sorge um die Gemьtslage des Subjekts und um die plaisirs de l'вme. Durch eben diese von innen nach aussen diffundierende Praxis wurde Port-Royal zum Motor eines hochbedeutsamen sozialpolitischen Umschwungs. Denn in Port-Poyal und in den Werken von Arnauld, Lancelot und Nicole, in den Briefen von Mиre Angйlique Arnauld (Chroniques: Relations), am Beispiel von Monsieur de Saint-Cyran findet sich die Vorstellung eines allgemeinen, allen Menschen mцglichen und gedeihlichen Lebensvollzuges, der auf grammatikalischen Gesetzen, auf einer unabдnderlichen Ordnung, auf dem unauslцschlichen Verlangen der Seele beruht. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass die partikularisierte und privilegierte soziale Schichtung der damaligen Gesellschaft unterwandert, dass die rigide wie exklusivistische Stдndeordnung des Ancien Rйgime negiert wurde. (Imhof: Krise und sozialer Wandel, 23). Wie denn? Durch die in der Sprache, in der Grammatik und Logik gegrьndeten Gemeinsamkeiten. Damit erscheinen uns Grammatik, Logik und Rhetorik als nichts mehr und nichts weniger als ein freilich erst in Umrissen vorgelegter Entwurf einer Gesellschaft, die sich als Gemeinschaft potentiell gleicher Glieder versteht. Nicht der Herkunftsstatus macht die Wьrde des Menschen, sondern die herkunftsunabhдngige Zugehцrigkeit zur partikulдr-universellen Sprachgemeinschaft ist das Kriterium von Humanitдt.

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Э.С. Золотов

ИССЛЕДОВАНИЕ СРЕДСТВ УСИЛЕНИЯ АРГУМЕНТАЦИИ

В ТРАКТАТЕ ТЕРТУЛЛИАНА «DE TESTIMONIO ANIMAE»

Цель данной статьи заключается в формулировке и доказательстве следующих положений:

а) некоторые тропы основаны на логических приемах аргументации;

б) тропы есть средства, усиливающие аргументацию.

Обоснование этих положений проводится на основе анализа аргументации в трактате Тертуллиана «De testimonio animae»

Тертуллиан - один из первых, кто приспособил античную риторику для защиты христианского вероучения, и можно сказать, что он - первый среди латиноязычных апологетов, кто стал не только успешно отражать натиски оппонентов, но и успешно нападать, и даже более того: нападая, он старался уничтожить, повергнуть противника, не дать ему никакой возможности хоть как-то оказать сопротивление.

Без достаточной искушенности в риторике нельзя было рассчитывать на успех, на признание среди просвещенной части населения. Будучи профессиональным юристом-ритором, Тертуллиан прекрасно понимал, что делает речь более красивой и выразительной, но здесь он входит в крайности: применяя тропы и фигуры, он, как мы увидим, часто нагромождает одну конструкцию на другую или вообще смешивает их, теряя при этом всякое чувство меры.

Во времена Тертуллиана существовали две школы красноречия - аттическая и азианская. В основе этих школ лежало искусственное подстегивание духовных сил, т.е. сознательно воспроизведенный аффект с целью создания различных особенных конструкций, делающих речь более красивой и выразительной, причем важной характеристикой этих конструкций была их искусственность. Представители азианской школы (к которой относился Тертуллиан) находились в лучшем положении, чем сторонники аттической: при переводе представителей аттической школы на латинский язык неизбежно терялась та аура, та особенная прелесть, которая свойственна на греческому языку. Вот что свидетельствует Цицерон об азианском красноречии: «... красноречие его было азианским, а эта манера больше к лицу юности, чем старости. Азианское красноречие бывает двух видов. Один вид - полный отрывистых мыслей и острых слов, причем... мысли отличаются не столько глубиной и важностью, сколько благозвучием и приятностью... Второй вид - не столь обильный мыслями, зато катящий слова стремительно и быстро, причем в этом потоке речи слова льются и пышные и изящные».

Можно выделить следующие особенности азианской школы: a) азианская сентенция б) экфраза (т.е. гармония между тоном описания и описываемым предметом).

И вновь обратимся к Цицерону, ибо его мнение как ритора, свидетельствующего о зарождении и особенности азианской школы, представляет большой интерес: «...когда красноречие вышло из Пирея, оно обошло все острова и совершило странствие по всей Азии, да так, что запятнало себя чужими нравами, растеряло всю здоровую чистоту аттической речи и почти утратило дар слова. Отсюда пошли ораторы-азианцы, которых следует порицать не за воображение и изобилие, а за то, что они говорят недостаточно сжато и многословно». Все эти слова Цицерона можно отнести и к Тертуллиану, особенно то, что касается чистоты аттической (греческой) речи - ведь жители Карфагена говорили на т.н. «Африканской латыни». Вообще «“Африканская латынь” - это вырождение азианизма на римской почве».

Изучая Трактаты Тертуллиана, мы сталкиваемся с тем, чего более всего опасались представители аттической школы: «неумеренностью аффекта», сложностью периодов, нескладностью, неестественностью, грубостью и многими другими недостатками, что подтверждается анализом трактата Тертуллана «De testimonio animae».

Тропы в трактате «De testimonio animae»

Одно из лучших определений тропа восходит к Квинтилиану: «Троп есть такое изменение собственного значения слова или словесного оборота в другое, при котором получается обогащение значения». Иными словами, троп есть выражение, перенесенное с одного понятия, к которому оно нормально применяется, на другое понятие.

Тропы могут применяться как умышленно (сознательно), так и неумышленно - и это для нас очень важно, ведь мы должны показать ход мышления Тертуллиана и его особенность. Умышленное применение тропа свидетельствует о мастерстве ритора и говорит о его умении применить данный троп. Неумышленное применение не зависит от умения в применении данного тропа, но позволяет судить о целях автора текста и способах достижения этих целей. Поэтому для реконструкции намерений автора необходимо разделять два эти вида использования тропов. Нами будет исследован каждый вид тропов, встречающийся у Тертуллиана, и показана роль этих тропов в достижении цели автора. Тропы мы будем рассматривать как средства, усиливающие аргументацию. Кроме того, отметим, что многие тропы связаны с логическими приемами аргументации (мы покажем это ниже). Исследование тропов мы начнем со сравнения.

Сравнение

В классических трудах по риторике находим следующие сведения относительно этого тропа: «Если метафора кажется рискованной, надо превратить ее в сравнение. Это будет безопаснее. Сравнение - это расширенная метафора». Современное определение будет следующим: сравнение - это троп, построенный на сопоставлении двух предметов, понятий или состояний, обладающих общим признаком; сравнение - один из приемов ознакомлени

Кондаков Н.И. Логический словарь-справочник. М.: Наука, 1975. С.569.

De testimonio animae. II, 2.

Квинтилиан. VIII, 6.

Деметрий. 89.

Кондаков Н.И. Логический словарь-справочник. М.: Наука, 1975. С.348.

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